Zusammenfassung der Arbeiten:

Mein damaliger Beitrag bezog sich in erster Linie auf die Erforschung des Langzeitverlaufes der jugendlichen Magersucht. Zusammen mit Helmut Remschmidt untersuchten wir eine Gruppe von magersüchtigen Patientinnen, die an der Marburger Universitätsklinik stationär behandelt worden waren, in regelmäßigen Abständen nach.

Nach 3, 7 und 10 Jahren konnten 39 Patienten und eine gesunde Kontrollgruppe mit standardisierten Interviews und Fragebögen, aber auch im Rahmen eines Gespräches zu ihrer damaligen Lebenssituation persönlich befragt werden. Außerdem wurde der Gewichtsstatus erhoben. Alle Patienten der ursprünglichen Stichprobe konnten nachuntersucht werden. Im Gegensatz zu früheren Studien zeigte sich eine deutliche Verbesserung der Prognose: ca. 70% der ehemaligen Patientinnen war geheilt, 8% hatten immer noch eine ausgeprägte Essstörung, d.h. eine Anorexia oder Bulimia nervosa.

Keine der Patientinnen war verstorben. Allerdings litten ungefähr die Hälfte der ehemaligen Patientinnen an einer anderen psychischen Störung, in erster Linie an Angststörungen oder Depressionen. Ungefähr ein Viertel hatte eine Persönlichkeitsstörung. Die Ergebnisse konnten im International Journal of Eating Disorders (Herpertz-Dahlmann 1996) und im Journal of Child Psychology and Psychiatry (Herpertz-Dahlmann et al. 2001) publiziert werden.

Gemeinsam mit anderen zu dieser Zeit erschienenen Publikationen zeigten diese Arbeiten erstmalig auf, dass sich die Prognose der jugendlichen Magersucht erheblich verbessert hatte und mehr als Zweidrittel geheilt wurden, während man vorher allenfalls von Heilungsraten um die 30% ausging.

Ich habe die intensive Forschung zu Essstörungen, vor allem zur jugendlichen Magersucht, in den weiteren Jahren meiner beruflichen Tätigkeit, vor allem auch als Lehrstuhlinhaberin in Aachen fortgesetzt. Besonderer Höhepunkte dieser Arbeit war ein großes BMBF-Projekt (2006-2013), bei dem wir den Heilungserfolg bei stationärer Behandlung mit dem bei tagesklinischer Behandlung vergleichen konnten. Außerdem konnte ich mit meiner Kollegin, Frau Professor Dr. rer.nat. K. Konrad, eine intensive Forschung auf dem Gebiet der strukturellen und funktionellen neuronalen Bildgebung bei Anorexia nervosa etablieren (s. z.B. Mainz et al. 2012).